Gute Personaler/innen wissen, wie man ein Anschreiben einer Bewerbung auswertet! – oder doch nicht?

Laut aktuellen Studien (siehe Balkendiagramm) legen viele Personaler/innen noch immer großen Wert auf das Anschreiben. Hier spielen Tippfehler, Grammatikfehler, Beweggründe für die Bewerbung etc. eine große Rolle bei der Personalauswahl.

Zugegeben, in vielen Büchern der Lehrgänge zum/r Gepr.  Personalfachkaufmann/-frau (IHK) stehen diese Tipps tatsächlich noch drin. Ein Hinweis darauf, dass Sie den Bildungsträger und die dazugehörigen Fachbücher getrost entsorgen können.

Was ist so falsch daran, diese Bewertungskriterien bei einem Anschreiben zu berücksichtigen?

Punkt 1: Zunächst einmal belegen aktuelle Studien, dass rund 67% der Bewerber/innen fremde Vorlagen und Ghostwriter für ihr Anschreiben verwenden. Daher wäre es ein Fehler, anhand des Anschreibens auf die Kompetenzen und Fähigkeiten des Bewerbers zu schließen. Die Validität (=Aussagekraft) ist entsprechend gering.

Punkt 2: In einer weiteren Studie wurden 14 Merkmale eines Anschreibens bei 127 Bewerbern ausgewertet hinsichtlich ihrer Persönlichkeitsmerkmale (=Big 5). Ergebnis: Bei fast allen Merkmalen lag die Validität bei 0 oder knapp darüber!

Fazit: Sollten Sie als Personaler/in noch immer ein Anschreiben als aussagekräftig betrachten, dann sollten Sie das schleunigst ändern, sonst könnten Sie Bewerber/innen auch gleich nach Sternzeichen einstellen.

Vgl. Kannig, U. P. (2016): Über die Sichtung von Bewerbungsunterlagen in der Praxis der Personalauswahl. Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, 60, S. 18-32.